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Carretera Austral, Chile, Südamerika

Ein Tag in Coyahaique und weiter nach… hmm, mal schauen

12.25.09 | 2 hent kommentiärt

Wir bleiben in der Stadt – ein kleiner Spaziergang bis zum Friedhof an der anderen Seite – Internet – Wahlkampf – Per Bus Richhtung Puerto Aysen bis zur Kreuzung nach Puyuhapi – Stoppen bis Villa irgendwas – Rodeo – Wir splitten – Alejandro el Grande nimmt uns mit Truck mit – Mit Bus nach Puerto Cisnes weiter – Wir essen auswärts

Kleine Pflanze, Busch und der König gehen in den Nationalpark. Gili hat sich inzwischen wieder erholt, möchte aber nicht gleich wieder krank werden und so verbringen wir den Tag in der Stadt und der nahen Umgebung. Wir machen einen kleinen Spaziergang, in Stille, weil wir heute morgen einen kurzen Streit hatten. Wir kommen an einen Friedhof und ruhen uns aus. Viele junge Leute liegen hier begraben. Nicht einfach in einem Grab, nein, in kleinen Häusern…Hundehütten. Hier lässt es sich sterben.
Zurück in der Stadt gehen wir wieder mal ins Internet um ein paar Mails nach Hause zu schreiben: ja, es geht uns gut. Nein, es geht uns fantastisch. Das Wetter ist einfach traumhaft. Nicht eine Wolke können wir am Himmel entdecken.

Wieder essen wir wie die Göttlichen zu Abend. Wieder lässt sich der König königlich bedienen. Mit viel zu vollen Mägen gehen wir wieder zu Bett. Morgen wollen wir per Autostop oder Bus nach Puyuhapi.

Heute fährt kein Bus nach Puyuhapi. Ein Bus fährt um halb fünf nach Puerto Cisnes. Solange wollen wir nicht warten. Wir nehmen deshalb einen Bus Richtung Puerto Aysén, wo wir an der Kreuzung Richtung Norden austeigen. Hier halten wir wieder unseren Finger in den Wind und hoffen auf gutmütige Leute, die uns mitnehmen.
Es dauert nicht lange, und ein weiterer Stopper kommt an die Kreuzung, ein paar Meter weiter Richtung Norden und nach 20 Minuten kommen weitere 3 Israelis an die Kreuzung. Wir sind nun 9 Leute, die auf Mitfahrgelegenheit warten. Definitiv zuviele.
Der erste kommt recht bald weg: der Vorteil, wenn man allein unterwegs ist. Wir warten 1 Stunde, bis ein Mann um die fünfzig anhält. Wir können alle 5 mit in seinem Pickup…jedoch nur etwa 40 Kilometer weiter, nach Villa Irgendwas. Wir nehmen das Angebot dankend an. Eingequetscht wie Sardinen fahren wir eine knappe Stunde durch dasselbe Tal…eine Seltenheit, ein so langes, gerades Tal in dieser Gegend zu befahren.
Er lässt uns in einem kleinen Dörfchen raus. Ein Kaff, möchte man meinen. Doch es scheint viel los zu sein hier, am heutigen Sonntag. Wir sind wieder zu fünft. Um unsere Chancen auf Weiterfahrt zu erhöhen, beschliessen wir, uns zu trennen. Wir werden uns in Puyuhapi wiedersehen.

Wir schultern die Rucksäcke und gehen 1 Kilometer nach Norden. Auf dem Weg sehen wir, warum soviel los ist, in dem kleinen Kaff, dessen Name uns nicht wieder einfallen will. Es ist RODEO. In einem eindrücklichen Stadion…sicherlich grösser als unser Rhoneglut in Raron. Es hat einigermassen viele Leute. Wir hoffen, dass Rodeo sei bald zu Ende, damit die ganzen Leute nach Hause gehen…hoffentlich nach Puyuhapi.
Doch wir haben kein Glück, das Rodeo fängt gerade erst an. Ein paar Autos fahren vorbei, doch wir sehen wohl nicht ganz so sympatisch aus. Wir warten. Noch immer. Auch Rey, der König, steht nun zwischen uns und den beiden Israelis. Noch mehr aufgeteilt…gleiches Resultat. Wir essen. Das Wetter ist weiterhin wolkenlos. Was für ein Glück.
Dann kommt ein Truck. Kleine Pflanze winkt schon aus dem Führerhaus: es hat keinen Platz. Nein, es sind zwei Trucks…der hintere schnappt sich der König. Sie halten bei uns an. Wir können einer im hinteren  und einer im vorderen Truck mitfahren…Gili versucht den hinteren…aber der Fahrer zeigt sich nicht willig. Er will keinen in seinem Schlafgemach haben, sein ein und alles.
Der vordere Truckfahrer, Alejandro El Grande, ist weniger zimperlich. So steigen wir zu viert, mitsamt Gepäck in sein Führerhaus ein. Es ist ein alter Truck, doch der Platz reicht gerade. Wir fühlen uns wie im erste Klasse Bus, den wir nach Buenos Aires hatten: Halb liegend, Füsse ausgestreckt, und freier Blick auf die Strasse: die Carretera Austral.
El Grande fährt los und das Gefühl vom erste Klasse Bus ist schnell verflogen. Es riecht nach Öl und es ruckelt. Er hat geladen. 45 Tonnen Asphalt, nickt El Grande. Mucho, mucho. Zum Glück ist die Strasse noch asphaltiert. Es dauert jedoch nicht lange und wir sind wieder auf der ursprünglichen Carretera: ausgemergelte Schotterstrasse, geraffelt vom Wind, gelöchert vom ständigen Regen. Es ist ein Gerumpel sondergleichen. Auf dem Jahrmarkt zahlen Leute dafür.
El Grande ist ein älterer stiller Mann. Er hat vier Kinder und 3 Enkelkinder. Wir reden wenig. Er fragt uns, von wo wir kommen. Wir sagen es ihm. Er überlegt. Lange. Lässt es sinken. ‚Es ist schön hier, nicht?‘, meint er. Wir bejahen. Wieder lässt es er sinken. Er überlegt. Schaltet, kuppelt.. Es rumpelt. Alejandro und seine Maschine. Er raucht soviel wie sie. ‚Photo machen‘. Wir gehorchen. Einer der unzähligen, wunderschönen Ausblicke. Der Asphalt hört auf.
Es rumpelt weiter gehörig. Wieder ‚Photo machen‘. Die Maschine hat Mühe, die riesige Last über steile Strassen zu ziehen. Wir sind wieder in engen Tälern. Alles bewaldet vom Regenwald. Tannen, soweit das Auge reicht. Man fragt sich, wo die Strasse wohl weitergeht, bis sich plötzlich links oder rechts ein nächstes enges Tal aufmacht. Alejandro schaltet weiter stoisch seine Gänge. Wir geniessen die langsame Fahrt mit der wunderbaren Aussicht. Kleine Pflanze versucht zu schlafen. Es schüttelt ihn. Doch er schläft. Nicht lange, und er wacht auf.
Alejandro weiter: ‚Margereth Thatcher‘. Busch erklärt: nein, wir sind von Israel, nicht England. ‚Gut‘, meint Alejandro. Weiter quält er seine Maschine. Mit Motorbremse die Täler hinunter. Wir kriechen. Es ist wunderbar.
Es ist inzwischen 7 Uhr. Alejandro lässt uns an der Kreuzung nach Puerto Cisnes / Puyuhuapi raus. Er fährt nicht ganz bis nach Puerto Cisnes und wir wollen sowieso nach Norden. Wir verabschieden uns herzlich, mit Photo, von Alejandro El Grande, mit seinem alten Truck. Wir stehen im nichts. Tief in einem engen Tal, an einer Brücke.
Ein einsamer Velofahrer kommt aus Norden. Sein Rahmen sei heute gebrochen. Er musste zurück nach Puyuhuapi, reparieren. Jetzt ist er spät dran…und hat noch 130 Kilometer nach Coyahaique vor sich. Er scheint verzweifelt, das zu schaffen auf solchen Schotterstrecken. Wir muntern ihn auf. Bald kommt asphaltierte Strasse. Er geht weiter. Er wird sich quälen müssen, die Pässe hoch. Wird er ankommen?
Kommen wir an? Es wird langsam dunkel. Die Strasse wird hier repariert. 2 Leute regeln den Verkehr, den es nur sehr selten gibt…es ist einspurig. Sie haben gerade ihre Nachtschicht angefangen. Wir suchen nach Plätzen, um eventuell zu übernachten.
Dann kommt der Bus von Coyahaique nach Puerto Cisnes. Puerto Cisnes hört sich mittlerweile sehr verlockend an. Wir fragen den Fahrer: ‚Nur zwei dürfen mit‘. Wir entscheiden, die Frauen gehen mit. Doch bald, wohl aus Mitleid, stopfen auch wir Männer die Rucksäcke in den zu kleinen Stauraum und zwängen uns in den Bus. Die anderen drei Israelis sitzen auch schon drin. Den letzten Sonnenstrahlen entlang fahren wir, diesmal schnell, Richtung Puerto Cisnes.
Ein herrliches kleines Fischerdorf. Am Ende der Strasse, am Meer. Mitten in grünen Wäldern und umgeben von hohen, weissen Bergspitzen. Träumerisch, still. Einige Fischerboote. Einige Häuser.  Genug Hospedajes, Hostels.
Das erste lehnt es ab, Israelis aufzunehmen. ‚Wir hatten schlechte Erfahrungen letzte Woche mit ein paar Israelis‘. Die jungen Israelis rufen was von Eva Braun und die Frauen machen sich auf die Suche. Schnell werden wir bei einer Familie fündig, die im oberen Stockwerk 2-er Zimmer hat für 6000 Peso pro Person.
Wir sind zu müde um zu kochen und überzeugen auch den König, die kleine Pflanze und den Busch, heute auswärts essen zu gehen. Wir klopfen ein kleines einheimisches Restaurant wach. Wir bekommen einen saftigen Lachs geboten…für 4500 Peso. Sehr lecker. Einheimische Betrunkene schauen unsere Frauen lechzend an…und wir machen uns auf den Weg, den nächsten Morgen zu suchen.

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