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Carretera Austral, Chile, Südamerika

Neuer Morgen in Puerto Tranquillo

12.23.09 | 2 hent kommentiärt

Vier gehen aufs Boot zu den Kathedralen – Gili immer noch kränklich – Weiter mit Bus nach Coyahaique – Wir kochen gross – Shalom Sabat

In der Morgendämmerung geht’s los mit einem kleinen Boot zu den Kathedralen, kleine Höhlen, die der Lago Carrera den üppigen Bergen abgerungen hat: sie sehen aus wie aus Marmor gehauen. Das Licht in den frühen Morgenstunden ist fantastisch, die Höhlen sehen aus wie kleine Wunder, mystisch und irgendwie doch sehr künstlich, als wären sie von einem Artisten erstellt worden. Umringt von einem kalten Wind fahren wir nach 1,5 Stunden wieder zurück zum Hafen.
Gili immer noch erkältet, schläft lieber mal aus und lässt die anderen zotteln.
Nach einem kleinen Frühstück gehen wir schnell an die Hauptstrasse und haben Glück: es fährt ein Bus nach Coyahaique ab. Was für ein Zufall, denn erstens weiss niemand, ob überhaupt ein Bus abfährt und zweitens weiss niemand wann. Glücklich steigen wir in den Bus.
Wir verlassen endlich den Lago Carrera und fahren weit in die umliegenden Täler hinein. Diese winden sich ineinander und finden scheinbar immer irgendwie einen Weg um die Berge herum. Es sieht aus wie bei uns: einmal fahren wir durch das Engadin, dann durch das enge Binntal, bis sich wieder ein Tal wie das Gasterntal auftut, von dem wir wieder abbiegen, steil hinauf ins Mattertal. Dann erreichen wir das Mittelland, weite, kleine, grüne Hügel, umgeben von hohen weissen Gipfeln. Manch schöne Skitour können wir entdecken. Wie die wohl auf die Berge kommen? Denn anders als bei uns hat es ausser der Strasse absolut nichts.
Alles ist bewaldet mit Nadelbäumen, an manchen Stellen, wie aus dem nichts, steht toter Wald, mit weissen Stämmen, die wild herumliegen. Auf der Strasse sammeln wir immer wieder Leute ein; einige davon kotzen, was das Zeug hält. Man braucht starke Mägen für diese Strassen.
Dann, begrenzt von 2 Schluchten, erreichen wir Coyahaique. Wir sind überrascht, wie gross die Stadt ist, hier, mitten in der unberührten Natur. Grosses Treiben herrscht in der Stadt, da in einer Woche neue Senatoren gewählt werden, und somit ein neuer Präsident für Chile. Ein neues Gesicht wird gesucht, das sich beklagen und verfluchen lässt…bis zu den nächsten Wahlen. Nach Pinochet muss das den Chilenen erhaben vorkommen.
Wir finden sehr bald ein Hostel, wo es wieder, wie für uns gemacht, 5 Betten hat. Kleine Pflanze, Busch und der König reisen immer noch mit uns. Und wir machen uns sogleich auf den Weg: denn wir haben es immer noch nicht aufgegeben, ein Auto zu mieten.
Wir durchlaufen die Stadt zweimal. Die meisten Agenturen haben für die nächsten Tage kein Auto mehr zur Verfügung, und diejenigen, die was haben, sind sehr teuer. Für den König ist schon bald klar, dass er sich kein Auto leisten will. Er hat sowieso von Punta Arenas bis hierher erst einmal den Bus genommen…den Rest ist er getrampt. Ich muss an ‚Into the Wild‘ denken. So sieht der Typ aus. 23 Jahre jung, ruhig, doch immer optimistisch.

Selbst durch vier geteilt müssten wir für eine Woche immer noch fast 380 schweizer Franken zahlen für einen Pick-Up. Das ist uns definitiv zu viel. Wir ändern unseren Plan: Ab jetzt trampen wir weiter in den Norden, um bei Futaleufu wieder nach Argentinien zu wechseln und in einer Woche in Bariloche zu sein.
Wir kaufen Abendessen ein. Kleine Pflanze und Busch sind nicht religiöse Juden, deswegen ist das Essen mit ihnen auch unkompliziert. Es hat eine religiöse Jüdin in unserem Hostel. Mit ihr feiern wir auch den Sabat, den sie jeweils am Freitag mit ein paar Kerzen begrüssen. Kleine Pflanze führt uns ein wenig in den jüdischen Glauben ein. Später, als es politisch wird, halten wir uns jedoch zurück…lasst die Politiker die Scheisse machen. Doch, wer weiss, vielleicht wird eines Tages kleine Pflanze der neue Premierminister von Israel. Wir machen Spässe, was dann passieren könnte.
Es gibt so viele Israelis hier unterwegs, weil sie fast alle, nachdem sie ihren Militärdienst abgeschlossen haben, zuerst eine grosse Reise machen. Geld vom Militär ist vorhanden…man hatte ja während dem Dienst schliesslich keine Ausgaben. Südamerika ist ein sehr beliebtes Ziel. Frauen müssen 2 Jahre in den Dienst, Männer gar deren 3. Und Offiziere, wie kleine Pflanze und Busch, müssen noch ein Jahr mehr anhängen. Es braucht eine grosse Armee, selbst um ein so kleines Land wie Israel zu verteidigen…auch wenn es sich ständig von den Arabern bedroht fühlt.
Nach langem Diskutieren, viel zuvielem Essen und ein paar Runden Yanif (Kartenspiel) fallen wir erneut in einen tiefen Schlaf.

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